Pressestimmen

Als ein Anfang sind hier erst einmal die Zeitungskritiken aus unserer

alten Homepage (in neuem Gewand) versammelt. Aktuellere kommen

nach… (viel Spaß beim Lesen!!!)

Ausnahmsweise startet der Orient Express vom Waldenburger Gleis 1. Der Platz, der in der Waldenburger Künstlerkneipe als Bühne dient, erinnert ein bisschen an ein Beduinenzelt: Der Boden ist ausgelegt mit einem orientalischen Teppich, Sitzkissen liegen da. Ein Sammelsurium mehr oder weniger exotischer Musikinstrumente warten darauf gespielt zu werden. (…) Experimentelle Musik zwischen zwei musikalischen Welten ist angesagt – daher auch ganz programmatisch der Bandname: Orient-Express. Man will wie der legendäre Zug den Westen und dem Osten wenn schon nicht miteinander verbinden, so doch einander ein wenig näher bringen. Entsprechend beginnt die Band ihre musikalische Reise mit dem durchdringenden Pfeifen einer Lokomotive, das nahtlos übergeht in das behäbige Fauchen einer startenden Dampflok. Das Fauchen wird schneller, bis der Zug seine Reisegeschwindigkeit erreicht hat und sich jetzt mit einem durchgehenden Zischen durch die Landschaft bewegt. Inzwischen haben längst Handtrommeln und indische Tablas die typischen Zuggeräusche übernommen und steuern sozusagen den orientalischen Teil zum Stück bei. Genau so sieht das Programm des Abends aus: Orient Express will Möglichkeiten der Synthese zwischen zwei sehr unterschiedlichen musikalischen Welten ausloten. Eine müde Melodie, die sich scheinbar zu nichts mehr aufraffen kann, dümpelt träge vor sich hin, bis ihr die Tablas ganz langsam Schwung verleihen, indem sie sie behutsam beschleunigen. Irgendwann während dieses Beschleunigungsprozesses werden die Zuhörer von den Rhythmen eingefangen und lauschen nun auch den Harmonien nach, die eingerahmt von den filigranen Schlägen plötzlich viel mehr zu bieten haben. Sie haben sich zu einem komplexen Gewebe aus Harmonien und Rhythmen entwickelt. Dieses Schema variiert Orient Express auf vielerlei Weise, wofür die Musiker (…) sowohl Themen aus der europäischen als auch aus der Folklore Bengalens und Persiens (…) und zu interessanten und zwischendurch sogar höchst amüsanten Klangkonglomeraten zwischen Klassik, Jazz und Rockmusik verschmelzen.

(Hohenloher Zeitung, 31.01.2001)

Auf eine große Leinwand werden Szenen aus dem Stadtzentrum Neu Delhis projiziert. Dazu bunte Farbengemische, die, ineinander verlaufend, eine geheimnisvolle Struktur mit einer exotisch anmutenden Dynamik ergeben. Dies ist aber nur der visuelle Rahmen einer musikalischen Darbietung der morgenländischen Art. (…) die Künstler (…) erzeugen einen Rhythmus, der direkt in die Seele der Zuhörer fließt. Zum Einsatz kommen auch Piano und E-Bass, was eine Mischung aus Orient und Okzident ergibt, wie sie interessanter nicht sein könnte. (…) Und obwohl die Musik Priorität hat, wollen die Künstler auch ihren Beitrag zur Völkerverständigung leisten. „Bei uns gibt es alles. Von Irish Folk über Jazz, bis hin zu Musicalklängen und natürlich orientalische Musik.“ Bassist Björn Eric Münz hält die Vielfalt des Repertoires für den Hauptgrund des Erfolges der Band. Das (…) Publikum kann und will sich nicht lange gegen die präzise vorgetragenen, lebhaften und eindringlichen Klänge wehren und wird von einer Welle hinduistischer Tempelmusik und ritueller, islamischer Tonfolgen hinweg getragen in eine Gegend der Welt, die der unseren so unähnlich ist. Vor allem der meditative Charakter der Stücke lässt den Besucher in eine andere Sphäre entschweben und dabei völlig entspannen.

(Heilbronner Stimme, 27.01.2003)

EOE in Öhringen
(…) Die Zuhörer wurden von dem schwebend-perkussiven Stilmix aus Jazz, asiatischer Folklore, Rock und Klassik abgeholt, 
um ohne Zwischenstopp fernab der Schwäbisch Haller Kulisse inmitten eines exotischen indischen Marktplatzes zu landen. 
Instrumente wie Santur, Harmonium und Tablas bildeten zusammen mit Piano, Gesang und E-Gitarre eine anschwellend 
wiegende Atmosphäre. Zweimal wurde die international besetzte Band vom Haller Jazz-Klarinettisten Hans Kumpf begleitet. 
Sein ausdrucksstarkes Klarinettenspiel, führte den "Nachtexpress" mal wimmernd, mal forsch, mal zittrig, mal heiser, mal 
quietschend, mal eklig, mal schmeichelnd durch äußerst experimentelle Gebiete und löste bei dem einen oder anderen 
Zuhörer ungläubiges Lachen aus. Die virtuose, beinahe dreistündige - gerne aber auch unendliche - Fahrt wurde letztlich 
nur durch eine Pause und den unvermeidlichen Schluss beendet.

(Haller Tagblatt, 08.04.2003)

EOE in Stuttgart

(Stuttgarter Nachrichten, 27.10.2003)

Im Waldenburger Gleis 1 stimmt die Chemie

Von Claudia Burkert-Ankenbrand

In der Waldenburger Künstlerkneipe hat sich das World-Music-Ensemble Orient Express angesagt. Geplante Ankunft: 20.30 Uhr. Eine dreiviertel Stunde vorher tröpfeln die ersten Fahrgäste ein. Aus dem Rinnsaal wird bald ein Strom. Unaufhaltsam füllt sich der Bahnsteig. Dann fährt der Orient Express ein, standesgemäß auf Gleis 1. Doch die Sitzplätze reichen nicht. Notsitze werden ausgeklappt. Schließlich nehmen einige mit Stehplätzen die Fahrt auf.

Ronju Sharkar, Björn Münz, Bahram Nikmard, Ralf Snurawa und Erich Lenz zaubern neue Musik in die Künstlerkneipe. Der Orient Express hat Mitglieder aus dem Iran, Indien und Deutschland.

Folklore aus Bengalen und Persien vermischen sich mit Jazz, Musical, Klassik und Rock zu einer multi-stilistischen Mixtur. Dazu gehören Eigenkompositionen und Improvisationstalent.

Gefordert waren auch die Zuhörer. Sie mussten bereit sein, sich auf eine neue Klangwelt einzulassen. Im Gleis 1 stand dies außer Frage. Die Chemie zwischen Künstlern und Publikum stimmte.

Eine Trommelsession stimmte auf das Musikerlebnis ein. Je länger, desto besser war die Fortsetzung. Immer wieder gab es Instrumental-Stücke zu hören. Reggae würzte den auf Rhythmus und klassischen Elementen basierenden Folk. Rückenrieseln machte ein Gitarrensolo, das den Blues ins Gleis 1 holte. Die metallenen Klangfarben malte das Instrument Santour weiter. In virtuosen Händen waren auch die Tablas, deren Klangwelten pulsierten.

Stimme und ein Fundus an Instrumenten zeichneten Ronju Sharkar aus. Hans Kumpf an der Klarinette stieg als Überraschungsgast in den Orient Express ein. Free Jazz, orientiert an Klangforschung und neuer Musik, beschreibt Kumpf sein Konzept als Improvisator. Er will die Möglichkeiten seines Instruments mit konventionellen wie unkonventionellen Techniken ausloten. Das Gleis 1 erlebte einen introvertierten und gleichzeitig sensiblen Künstler der modernen Jazzszene mit Flair und meisterhafter Ausnutzung der Klarinette für unerwartete Ausdrucksbereiche.

(Heilbronner Stimme, 28.12.2002)

EOE feat. Hans Kumpf in Waldenburg, 2003

Meditationen und Exzess

Von Michael Dignal

Die Klarinette brüllt und explodiert. Dissonanzen und elektrische Cluster hacken sich in die Sinne, Didgeridoos blöken dazwischen, und irgendwo, aber nur kurz, wird ein geordnetes Muster erkennbar. “ Expresso Concreto“ heißt die 30-minütige experimentelle Improvisation, mit der das Ensemble Orient-Express und der Klarinettist Hans Kumpf ihr Publikum in zwei Lager spalten: eins, wo man sich die Ohren zuhält, und ein anderes, wo man gespannt und amüsiert lauscht.

Allerdings ist dieser ausufernde musikalische Exzess die Ausnahme beim Konzert im Waldenburger Gleis 1. Eher meditativ angelegte, wenngleich klanglich schillernde Ost-West-Synthesen prägen das Repertoire des Orient Express, wobei das jeweilige Fundament sowohl abend- als auch morgenländischer Herkunft sein kann. So wird ein altes Kirchenlied mit leichtem Sitar-Schnarren und ostinatoartigem Klavierbass in Trance-Sphären entrückt. Umgekehrt erhält das indische „Saleka Maleka“ durch Wahwah-Gitarre und rhythmisierten Gesang eine Art von Soulfunk-Anstrich.

Allein das Instrumentarium illustriert die Verfremdungs- und Verschmelzungsabsichten der Band: Neben Ralf Snurawa an Klavier und Keyboard sitzen Erich Lenz an den Tablas, Sänger Ronju Sharkar am Harmonium, Perkussionist Bahram Nikmard am Santour, (…) und Björn Münz zwischen E-Bass, E-Gitarre und Sitar. Da kommt es schon zu leichten kulturellen Irritationen, wenn sich beim bengalischen Volkslied Assoziationen von osteuropäischen, türkischen und arabischen Szenerien vermengen und dazu noch das Thema von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ auftaucht. Die kontinuierliche Diashow, die diverse Motive mit fließenden farbigen Schemen überblendet, tut ein Übriges. Einige der Synthesen aus kontemplativer Versenkung und Folklore, aus serieller Musik und ritueller Beschwörung sind freilich nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern auch überdehnt. (…) Unterhaltsam sind (…) die Mixturen mit Momenten von Transparenz: Etwa der Bhagwan-Song, wo im Bass-Solo „Eleanor Rigby“ zitiert wird. Oder die „Krokodil Geisterbahn“, wo sich aus Orgelmystik eine extravagante Pink-Floyd-Stimmung erhebt. Oder eben jener gewagte „Expresso“, der schon wegen seiner Zwiespältigkeit ein Abenteuer ist.

(Heilbronner Stimme, 09.12.2003)

 

„Indischer Bahnhof“ in surrealem Ambiente

Florence Sharkar inszeniert eine Benefiz-Aktion

Der Anlass ist eigentlich etwas traurig, aber bei diesem Fest wurde nicht auf die Tränendrüsen gedrückt, sondern locker gefeiert und fröhlich gelacht. Wieder einmal ein „Indischer Bahnhof“ in Schwäbisch Hall. Der Erlös der Aktion soll einem Sozialprojekt in Pushkar zugutekommen. Das 1999 gegründete „Ensemble Orient Express“ durfte freilich nicht fehlen.

HANS KUMPF

­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Schwäbisch Hall. Bis zum 25. Juli läuft die von Hans Alfred Graef inszenierte Ausstellung „Sur Real – Skulpturen/Masken/Bilder/Objekte“ im reanimierten Haller Stadtbahnhof. Diese bescherte dem umtriebigen Kulturmacher Graef leider manchen Ärger: Bei der Vernissage klauten dreiste Diebe sein Notebook, vor wenigen Tagen wurde nicht nur eine Fensterscheibe, sondern auch ein Kunstwerk von Jochen Wahl demoliert. Inmitten dieses surrealen Ambientes also nochmals ein „Indischer Bahnhof“.

Als Mitte September 2013 erstmals im Haller Bahnhofsgebäude für Indien eine Benefizveranstaltung durchgeführt wurde, schüttete es draußen monsunartig. Jetzt, Anfang Juli, wurde man von subtropischen Temperaturen geplagt.

Erneut: Ein kleiner Basar, exotisches Essen, hilfreiche Informationen und vor allem Musik – alles sollte einem Sozialprojekt in der Touristenstadt Pushkar zugutekommen. Dort, im nordwestindischen Bundesstaat Rajasthan, traf das Künstlerpaar Ronju und Petra Sharkar im Jahre 2005 erstmals auf armselige Musiknomaden. Diese Sänger und Instrumentalisten hatten einst bei den Maharadschas eine feste Anstellung und somit ein erträgliches Auskommen. Damals erfüllten die Künstler sozusagen eine Chronistenpflicht – so wie bei uns in Vorzeiten die Bänkelsänger. In den 1970er Jahren wurden sie aber wegen Einsparmaßnahmen der hohen Herren auf die Straße gesetzt. Nun versuchen die sogenannten „Bopa Jatis“ als umtriebige Musikvagabunden von den angereisten Ausländern ein paar Rupien zu ergattern.

Als das typische Musikinstrument Rajasthans gilt eine Geige namens Ravanahatha. Diese ist mit nur einer Melodiesaite und mehreren Resonanzsaiten bestückt. Ihr Langhals wird aus Bambusholz und der Korpus aus einer mit Fell überzogenen halben Kokosnussschale gefertigt. Am Streichbogen hängen mitunter noch kleine Schellen, die automatisch für perkussives Beiwerk sorgen.

Der in der dortigen Wüste Thar beheimate Musikerkollege Papu Ram Bopa beherrscht dieses grazile Ding, und mit dem weitgereisten Schwäbisch Haller „Ensemble Orient Express“ hatte er schon vor Jahren gerne zusammen gespielt. Aber den Gästen aus Hohenlohe blieb nicht das soziale Elend des virtuosen Künstlerfreundes und seiner Familie, die unter primitiven Plastikplanen „wohnte“, verborgen.

Da griff nun, wie bereits berichtet, die Hallerin Petra Schürrle-Sharkar beherzt ein. Zunächst beschaffte sie vergleichsweise komfortable Zelte, dann doch stabilere Billig-Häuser, die umgerechnet 700 Euro kosten. Die Bedingung für die Immobilienwohltat: Mindestens ein Mädchen der Familie wird auf eine Schule geschickt.

Das nötige Geld auch für zukünftige Projekte treibt Petra Florence Schürrle-Sharkar (so lautet ihr Name in aller Vollständigkeit) beispielsweise bei Vorträgen, Kultur-Events und mit der Zubereitung von landestypischen Speisen auf. Im vormaligen Kiosk des Bahnhofs (der sogar – Hessental sei’s geklagt – mit einer Toilettenanlage aufzuwarten vermag) zauberte die Multi-Kulti-Köchin routiniert orientalische Snacks und indischen Würztee – bei dieser Hitze gewiss gesünder als ein eiskaltes Bier nach abendländischer Weise.

Für die Nachspeise der musikalischen Art sorgte der harte Kern vom bewährten „Ensemble Orient Express“. Der aus Bangladesch stammende Ronju Sharkar führte – neben seinem Miniharmonium, dem Hackbrett Santur und einer Rahmentrommel – auch eine Mundharmonika vor und betätigte sich mit hoher Tenorstimme als leidenschaftlicher Vokalist. Sogar US-amerikanisches Liedgut wurde nicht verschmäht. Elektro(bass)gitarrist Björn Münz griff ganz hochklassisch zur Sitar und neuerdings auch zur bereits erwähnten Ravanahatha-Violine, während Ralf Snurawa am japanischen Yamaha-Keyboard das rhythmisch-harmonische Kontinuum lieferte. Ein amüsantes Konzert, zu dem der studierte Musikwissenschaftler Snurawa in gewohnter Weise hilfreiche Erklärungen abgab.

Bislang kamen bei den Veranstaltungen „Indischer Bahnhof“ an den Haller Gleisen annähernd tausend Euro zusammen – genügend für ein neues Haus in Pushkar, Rajasthan, Indien. Die Eheleute Sharkar dankten heuer schlussendlich mit vergnügter „Baulmusik“, der traditionellen Folkore von Bangladesch. (…)

(Haller Tagblatt, 07/2015)

%d Bloggern gefällt das: